Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer – und vor allem sollte eine Verzögerung der anderen folgen,
was sich jedoch am Ende als Vorteil erweisen sollte.

2009
2010

Kurz nach unserer Rückkehr aus Gibraltar, erlebte die seit 2007 schwelende globale Finanzkrise mit dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers Mitte September 2008 ihren spektakulären und vorläufigen Höhepunkt. Das betraf uns insofern, als dass ein Projekt für ein 25’ DSS Sportboot, an dem wir uns beteiligen wollten, storniert wurde. Vorerst lief erst einmal gar nichts mehr – offenbar auf ungewisse Zeit, wie uns bald klar wurde.

2009 im Verlauf des Frühjahres gab es wieder Signale. Der Australier Kevin Costin (alle nennen ihn Kos), ein langjähriger Freund von Hugh Welbourn, begann für einen neuseeländischen Linienpilot, welcher in Hongkong lebte, das 25’ DSS Sportboot zu bauen, welches seit 2007 auf die Realisation wartete.

Hugh erzählte uns, wie das Briefing von Paul Murphy dem Auftraggeber lautete:
«I want the fastest possible sportsboat in the size of about 25 feet.” Was wie ein Scherz tönte war ernst gemeint.

Das gefiel uns und wir hofften, ein weiteres Exemplar dieses Bootes in Auftrag geben zu können. Wir wussten aber bereits damals, dass dies dauern könnte, weil Kos die mit einem Foil ausgestattete «Welbourn 25» in seiner «Freizeit» bauen wollte. Die Fertigstellung war für Januar 2010 vorgesehen.

Da musste ich (unbedingt) dabei sein und plante eine Reise an die Ostküste von Australien, wo ich Kos und Hugh treffen würde. Leider war die Planung zu optimistisch und der Test fiel aus. Es war natürlich enttäuschend. Aber immerhin befand sich die Schale der 25’ im Rohbau und es war interessant zu sehen, wie das Boot konstruiert ist, es aus der Nähe zu begutachten und sich die Merkmale von Hugh und Kos erklären zu lassen.

Es stellte sich heraus, dass die Verzögerungen auch ihre guten Seiten hatten. Wir konnten mitverfolgen, wie das Boot schliesslich vollendet wurde und wie es segelte und wir lernten dank Interpretation von Fotos und Clips begleitet von den Kommentaren von Hugh eine Menge über DSS.

Am Ende waren wir sogar richtig froh. Einerseits verschaffte uns die Finanzkrise ein bisschen mehr Gewicht als Kunde beim Designbüro von Welbourn, weil die meisten übrigen Projekte eingefroren wurden und andererseits sahen wir nach ein paar weiteren Monaten, dass die «Welbourn 25» nicht ganz dem entsprach, was uns auf den Seen von Mitteleuropa erfolgreich machen sollte.

Das war der Stand des Fortschrittes anfangs Januar 2010 – leider erst im „Rohbau“. Der erste Test der Welbourn 25’ liess über weitere vier Monate auf sich warten. Aber trotzdem gewann ich einen Eindruck und weitere Informationen zu einer – nicht nur für mich – neuen Technologie. Es war spannend und motivierend, sozusagen die Anfänge einer neuen Epoche aus der Nähe mitzuerleben und danach mitzugestalten.
Das Boot wirkte auf mich wie ein übergrosses Skiff – sozusagen die Porsches und Ferraris unter den leichteren, und schnellen Segelbooten. Überflüssig zu erwähnen, dass mir das ausnehmend gut gefiel!
Im Mai 2010 hatte die „Welbourn 25“, ihren ersten Auftritt an einer sehr gut besuchten, traditionellen Sportboot Regatta in Hervey Bay (Aus). Mit Kos an der Pinne räumte das brandneue Boot während dem 2tägigen Event kräftig ab und hinterliess zumindest bei den anwesenden Seglern einen bleibenden Eindruck.
Kevin Costin (Kos) ist ein enger Freund von Hugh Welbourn. Ich habe nie wieder jemanden getroffen, welcher über dermassen viel technisches Wissen und handwerkliche Fähigkeiten im Bereich des Segelsports verfügt. Besonders seine unerschütterliche Haltung in bezug auf Sorgfalt und Perfektion, sollte ich ein Jahr später kennenlernen. Es nervte manchmal, am Ende war es aber ein Riesenvorteil.
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