Let’s get physical

Let’s get physical – die Quant 28 der erste Lakeracer mit DSS entsteht und schlägt auf Anhieb (fast) alles. ​

2010
2012

Zurück aus Australien trafen Max und ich den Entscheid ein eigenes Projekt zu entwickeln. Wir wollten einen DSS Lakeracer bauen, in der Grösse von 28´ oder 8.5m. Damit haben wir das Boot bewusst in den Bereich der damals bekannteren und schnelleren 8.5m Sportboote platziert.

Wir suchten die «Auseinandersetzung» auf dem Wasser um Eigenschaften und Leistung des konventionellen mit dem neuen (foil-assistierten) Ansatz vergleichen zu können.

Ich versuchte mich an einem Briefing für Hugh, um klar zu machen, wo wir die Schwerpunkte sahen. Hugh‘s erste Aufgabe bestand darin, die Machbarkeit unserer Zielsetzung zu bewerten und darauf das Design des Bootes zu entwickeln. In Hugh‘ Augen waren unsere Vorstellungen ehrgeizig aber nicht unrealistisch.

Anfangs März 2010 besuchte uns Hugh in Luzern. Wir legten in einem Marathon-meeting den Grundstein für die Quant 28. Die Latte kam dabei unbescheiden hoch zu liegen:

Wir wollten das schnellste Sportboot unter 10m für Seen entwickeln und umsetzen.

Anfangs Juli 2010 stand das Design in den Grundzügen fest. In Cowes unter-zeichneten wir am 14. Juli 2010 einen Vertrag für den Bau des Bootes bei einer Werft («Projects by Design» von Paul Jennings) auf der Isle of Wight – sozusagen im historischen Epizentrum der Segelwelt. Im August startete der Bau. Das Ziel war die Fertigstellung bis Ende Jahr. Dieses Ziel wurde aus den verschiedensten Gründen glorios verpasst. Es war nicht alleine die Schuld der Werft – der erste Mast (aus Australien eingeflogen) wurde beim umladen während des Transports beschädigt – die Werft merkte es aber erst am Tag, als er hätte geriggt werden sollen.
Die Versicherung bewertete den Schaden als „Total“. In Australien wurde ein neuer Mast gebaut und erneut nach England geflogen und erneut beschädigt – diesmal allerdings wesentlich leichter.

Am 13. April 2011 verliessen wir mit einem unfertigen Boot die Werft in der Nähe von Cowes. Mit der Hilfe von Kevin Costin (Kos) wollten wir das Boot in Max‘ Werft in Luzern fertigstellen. Kos buchte einen Flug in die Schweiz erledigte den Job innerhalb von drei Wochen in perfekter Manier und inklusive Reparatur des beschädigten Mastes.

Die geplante Teilnahme an der ersten Regatta verpassten wir. Die Zeit nutzten wir, für die ersten „roll outs“ und um das Boot und sein Verhalten kennenzulernen.

Am Samstag 21. Mai 2011 war es dann soweit. Das Boot gewann seine erste Regatta „in style“ allerdings ohne den Foil einsetzen zu können. Leichtwind eben. Aber wie wir als erfahrene „Lakeracer“ wussten, würden genau diese Eigenschaften in den Sommerrennen mehrheitlich gefragt sein.

Die Q28  verursachte bei unseren Konkurrenten beides – Kopfschütteln bei den einen und Neugier und Bewunderung bei den anderen. 

Die erste Regatta der Q28 auf «meinem» See, fand anfangs Juni 2011 statt – und wir fanden Bedingungen vor, die für unseren neuen Renner passten. Es gab partiell ausreichend Wind in günstiger Richtung und so konnten wir auf meinem Heimrevier, das erste Mal zeigen, was Foils bewirken können.

13kts Wind reichten für einen konstanten Speed von 17kts. Wir brauchten also nur ein paar Böen, um unsere bisher schärfsten Konkurrenten zu deklassieren.

Wir waren 85 Minuten unterwegs. Das zweite Boot über der Linie – ebenfalls ein sehr schnelles Boot aus bisheriger Sicht – brauchte satte 20 Minuten mehr. Die Zweifler waren sichtlich verunsichert und wir hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Die Bilanz der ersten Einsätze fiel sehr gut aus – aber wir wussten auch, dass wir über das Boot und seine Eigenschaften noch fast nichts wussten.

Kurz vor dem Bol d‘Or der wichtigsten, weltbekannten und legendären Langstrecken-Regatta auf dem Genfersee fanden wir einen Sponsor und so reisten wir mit einem grossen Logo auf dem Boot erwartungsvoll nach Genf. Hugh Welbourn und Kevin Costin sollten an den beiden Events mit an Bord sein.

Genf-Rolle-Genf eine Woche vor dem grossen Event verlief für uns gut: 2. Platz in der Klasse.
Der Bol d‘Or 2011 – unser Saisonhöhepunkt – begann für uns sogar fantastisch. Es war nass und für Mitte Juni sehr kalt – dafür mit Wind von der Seite, stark genug, um den Foil voll nutzen zu können. Wir erwischten einen so guten Start, dass es uns ins Feld der Katamarane katapultierte, die jeweils ca. 500m vor dem Feld der Einrumpfboote starten. Es eröffnete mir als „Driver“ bisher eher unbekannte Perspektiven auf das riesige Teilnehmerfeld. Die nächsten Stunden segelten wir in der absoluten Spitzengruppe der Einrumpfboote mit, bis wir bemerkten, dass wir immer langsamer wurden: Wir machten Wasser. Der Grund war ein falsch montierter Schraubverschluss in einer ziemlich gut versteckten Luftkammer. Das Wasser brachten wir während dem Rennen nicht mehr aus dem Boot.  

Wir gaben jedoch nicht auf und erreichten das Ziel auf einem durchaus respektablen Platz im Feld der rund 500 Boote. Am Morgen nach dem Rennen pumpten wir 300 Liter Wasser zurück in den See – notabene aus einem Boot, das total ein bisschen mehr als 550kgs wog.

Aber viel wichtiger war für uns die Entdeckung, welches erstaunliche Potential dieses vergleichbar kleine Sportboot offenbar hatte. Wir brannten darauf in 2012 zurückzukommen und es besser zu machen, und der Segelprominenz die Leistungsfähigkeit unserer kleinen «Geheimwaffe» zu demonstrieren.

Den Rest der Saison 2011 lernten wir die Q28 besser kennen – segelten alle weiteren Regatten und konzentrierten uns darauf, die Modifikationen an Boot, Rigg und Segelgarderobe für die Saison 2012 zu planen – schliesslich sollte 2012 DIE Saison der Quant28 werden.

Auf unserem Heimrevier liess sich die neue Saison gut an. Die Frühjahrsregatten gewannen wir nicht nur in unserer Klasse sondern auch über alles. Die Q28 war klar das schnellste Boot im Feld. Im Juni pilgerten wir erneut an den Genfersee, um „unfinished business“ aus dem Vorjahr während den beiden traditionellen Regatten zu erledigen.
Genf-Rolle-Genf – die Hauptprobe am Weekend vor dem Bol d’Or – bot uns die Bühne: Einen „Joran“ (Fallwind von der Jura-Kette) richtig zu nutzen ist nicht einfach aber wir schafften es und dank dem Foil segelten wir aus der Mitte des grossen Feldes kommend nach Belieben durch die Spitzengruppe der wirklich grossen Lakeracer.
Für die ganz grosse Sensation liess der Wind zu früh nach aber wir gewannen unsere Klasse (mit vielen weit grösseren Booten) nach gesegelter und gerechneter Zeit.

Interessierte Beobachter und Konkurrenten waren überrascht, sahen das erstaunliche Resultat aber eher als Folge glücklicher Umstände – eine Eintagsfliege.

Unser Ziel war es am darauffolgenden Bol d‘Or-Wochende zu beweisen, dass unsere Resultate sozusagen „System“ hatten. Um es kurz zu machen – es gelang uns nicht nur nach dem Start für eine Stunde das ganze Feld (inklusive Katamarane) anzuführen – mit einem ganzen Tross von Fotobooten im Schlepp – sondern nach einem langen und sehr schwierigen Rennen einen echten Coup zu landen:

Noch nie endete ein so kleines Sportboot so weit vorne im Feld der rund 450 teilnehmenden Einrumpfyachten.

Als 7, Boot im Ziel nach über 21 Std im Rennen schlugen wir auch viele weit grössere Yachten, die uns bei den vorherrschenden Leichtwindverhältnissen eigentlich hätten schlagen müssen. Dass wir erneut «first boat over the line» in unserer Klasse waren, geriet dabei fast zur Fussnote.

Auch bei der Jahreswertung 2012 unserer regionalen Meisterschaft schufen wir ein Novum, in dem wir alle 8 Rennen nicht nur in unserer Klasse gewannen sondern auch über alles.

Die ersten Renderings im Juli 2010 zeigten schon ziemlich konkret, wie das neue „gefoilte“ Sportboot aussehen würde.
Diese Sicht in den Rumpf der Q28 deutet bereits an, welche strukturellen Belastungen beim Segeln auf dem Foil zu erwarten waren – es beeindruckte uns alle und ein Crewmitglied meinte: «Ich bin ein bisschen eingeschüchtert».
Mitte Mai 2011 übergaben wir vor Max‘ Werft die Quant 28 ihrem Element und die Crew konnte es kaum erwarten, das Boot zu segeln.
Die „Yacht“ das grösste Yachtmagazin Europas brachte eine 8seitige Reportage über die Q28. Aber entgegen unserer Erwartungen, bewirkte der Artikel bei den eurpäischen Yachtseglern kaum eine Reaktion. Es ging eher in die Richtung: „Die spinnen, die Schweizer“.
An der regionalen Jahresmeisterschaft 2012 schufen wir mit der neuen Q28 ebenfalls neue Tatsachen, wie die Presse zu berichten wusste.
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Das Thema «Foils» ist für viele noch sehr neu – gerne geben wir Dir unser Wissen und unsere Erfahrung weiter.