Die QFX ist vorerst ein «one off» und sie ist das jüngste Mitglied der QuantBoats-Familie

Sie entstand ebenfalls auf dem Reißbrett von Hugh Welbourn und profitiert deshalb auch von der Vorarbeit und den Erfahrungen, die mit der Q28, Q30 und Q23 gesammelt wurden. Auch wenn es einen regen Austausch gab und gibt – QuantBoats ist in diesem Fall nicht der eigentliche Initiator! Der Verantwortliche Thomas Jundt (ex Mirabeau Foiler u.a. Geräte) ist kein Unbekannter, sondern ein Pionier in Sachen Foiling. Er ist gleichzeitig Financier, Projektleiter, Eigner und Skipper der QFX – und ein früher QuantBoats-Fan und -Kunde. Deshalb segelt das neue 35 Fuss Boot auch unter der Q-Flagge – und darüber freuen wir uns natürlich sehr. Es ist uns wichtig, keine falschen Eindrücke zu vermitteln. Das Boot ist nicht unser eigenes neues Spielzeug, auch wenn wir natürlich schon an Bord waren.

2020

Wie wir in den verschiedenen Kapiteln unserer Entwicklungsgeschichte mehrfach beschreiben, hat QuantBoats bisher immer das Ziel verfolgt, Boote zu entwickeln, welche in erster Linie für erfahrene (Freizeit-)Segler und – Seglerinnen gedacht sind und weniger für Profis. Und in diese Philosophie passt die QFX zumindest auf den ersten Blick nicht hinein – sie ist gross, technisch anspruchsvoll und kann als Folge davon auch nur mit eingespielter, sportlicher Crew optimal gesegelt und betrieben werden. Sie ist aber trotzdem ein echter Spross der QuantBoats-Familie, weil sie – wie alle unsere Boote – sehr viel flexibler einsetzbar ist, und mehrere «Leistungspeaks» für verschiedene Bedingungen aufweist. Auch die QFX ist sicher kein reiner Foiling-Spezialist. Unser Bestreben ist, Boote zu entwickeln, die schnell segeln bei wenig Wind und noch schneller bei viel Wind. Dazwischen gibt es – gerade auf Binnenseen – immer wieder die Momente, in denen Foils als «Turbo» zugeschaltet werden können: Foilen dann, wenn es etwas bringt. Damit meine ich eine Verbesserung des VMG und nicht einfach nur schneller segeln.
Die QuantBoats-DNA ist geprägt durch «Lake-Racing»! Auf den meisten Seen von Mitteleuropa herrschen während der Segelsaison im Sommerhalbjahr leichte bis sehr leichte und zudem variable Winde vor, die sich jedoch durch Gewitter, Wetterfronten und thermische Windentwicklungen auch rasch und unvermittelt in anspruchsvollere Verhältnisse verwandeln können. Im ersten Fall ist das Wunschboot leicht und mit viel Segelfläche ausgestattet (Stabilität ist das Letzte, was man bei leichten Bedingungen braucht) und im anderen Fall – bei mehr Wind – wünscht man sich immer noch ein möglichst leichtes Gefährt – für frühe Gleitfahrt aber auch viel Stabilität, um den zunehmenden scheinbaren Wind zu «verkraften». Katamarane kriegen diesen «Spagat» dank ihrer Breite hin und neu schaffen Einrumpfboote ähnliches dank DSS – Foils (link zu Jahr 2008). Unser erster Vorschlag für foil-assistiertes Segeln war bekanntlich die Quant28 (link zu Jahr 2010 – 2012).

• Die Q28 war blitzschnell bei Leichtwind. Sie war «motorisiert» wie eine Esse 850 und wog 550kgs. Davon magere 170kgs als Ballast…


• …und noch schneller bei Wind und dabei unglaublich stabil und ruhig – sofern man genug schnell segelte, um mit Hilfe des Auftriebs am Foil das wachsende Krängungsmoment zu kompensieren – was allerdings nicht immer gelang und auch nicht einfach war.


Wie bereits beschrieben, inspirierte uns die Quant28 dazu, noch einen Schritt weiterzugehen. Gemeint ist die Entwicklung der Quant23, die wir bald nach den ersten Schlägen eher als «foilendes Sportboot» sahen und nicht als reinen Foiler. Sie ist nämlich nicht nur das erste fliegende Kielboot, sondern auch das immer noch einzige Boot weltweit, welches alle vier bekannten Segelmodi sauber beherrscht: Verdrängungssegeln, Gleiten, Semi-Foiling und Full-Foiling. Damit segelt das Boot auch bei sehr unterschiedlichen Bedingungen praktisch immer in einem optimalen Modus (Link zu Broschüre Quant23, pdf für download).

Die mit der Q23 gewonnen Erkenntnisse – werden bei der neuen QFX eingesetzt und auf den Einsatzweck hin abgestimmt und angepasst. Die Analyse der statistisch erwartbaren Windbedingungen bei den Sommerrennen auf dem Genfersee im schweizerisch-französischen Grenzgebiet ergeben zu 80% leichte Winde unter 7kts. Das Boot ist deshalb in allererster Linie ein extremer Leichtwind-Renner, der u.a. am prestigeträchtigen «Bol’Or» starten wird. Die optische Erscheinung erinnert denn auch an ihre kleineren Vorgänger Q28 und Q30, die bei diesem Rennen bereits sehr gute Resultate erzielen konnten.
    1. Gesamtgewicht: Limitiert jedoch nicht minimiert (solide Konstruktion)
    2. Rumpfform: Das Boot ist ein Skiff und keine Scow, weil das Wellenbild auf den grösseren Seen lange, schmale Boote bevorteilt.
    3. 35 Fuss Wasserlinienlänge: Mehr Speed im Verdrängungsmodus
    4. Rumpfprofil: Dank kleinem Rocker wenig Wellenbildung und kein steigender Bug im Gleitmodus
    5. Wings: Wirksamer Einsatz des Mannschaftsgewichts, dank enormer Breite.
    6. Grosses Boot, grosses Rigg: Windströmungen oberhalb von 10m über der Wasseroberfläche werden noch eingefangen, wenn unterhalb praktisch Windstille herrscht
    7. Flexibler Segelplan: Sorgt dafür, dass die QFX selbst bei 25kts auf allen Kursen sicher und schnell auch ohne Foils gesegelt werden kann.  
    8. Foils im Ruhezustand: Bis 150 Krängungswinkel berührt kein Teil des Foils das Wasser
    9. Foilsystem: Einstellungen für DSS-Modus, Semi-Foiling und Full-Foiling
    10. Foilsshape: Mehr V für besseres Verhalten beim Foilen in der Welle.
    11. Ruderfoil: Anstellwinkel einstellbar. Wichtige Trimmhilfe auch in der Verdrängungsfahrt

Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung – einerseits aus psychologischen Gründen aber andererseits auch darum, weil auf Revieren, mit unstetigen Winden reine Foiler ihr an sich grosses Potential nur schwer ausspielen können. Soweit ich weiss, wurde der Bol d’Or bisher noch nie von einem Foiler gewonnen – auch nicht annähernd.
Obwohl die QFX ohne Zweifel als Foiler bezeichnet werden kann, ist sie aber effektiv ein Hybride. Sie verfügt über ein reiches «Instrumentarium», das ihr erlaubt immer den Segelmodus zu wählen, der bei den gerade herrschenden Bedingungen den höchsten Nutzen verspricht. Diese Wahlfreiheit wird den Skipper der QFX auch in die Lage versetzen, öfter als andere den direkteren Weg zur nächsten Bahnmarke oder zum Ziel zu wählen, um damit auch die gesegelte Distanz tiefer zu halten.

Wir sind sehr gespannt, wie weit sich diese Thesen bestätigen werden. Stay tuned.

Ein paar Tage danach wird das Boot gesegelt von Crew, Gästen und der lokalen Presse. Die QFX ist eine eindrückliche und sehr elegante Erscheinung
Ab Mitte November 2020 werden die Foils eingebaut und angepasst. Die Ausmasse dieser Teile sind beträchtlich und auch ihr Gewicht: Über 50kgs (fast) reines Carbon.
Kurz vor Weihnachten 2020 erfolgte der erste Test mit den Foils.
Rumpf und Teile des Decks wurden in UK gebaut. Danach kam das Boot für den Ausbau und die Detailarbeit in die Schweiz zu mb composites in Yverdon.
Auch Eigner und Crew arbeiten mit und zwar über Monate, immer an einem Tag in der Woche.
Kurz nach Mitte Mai 2020 der grosse Tag. Das Boot wird auf eher ungewöhnliche Weise ins Wasser gebracht. Die Kräne am Genfersee durften wegen Covid nicht benutzt werden.
Die Quant28 unter Code0 egalisiert hier bei 10 – 12kts Wind mit 12-14 kts Speed die Windgeschwindigkeit und segelt auf dem Foil völlig aufrecht. Am Ruder ist Hugh Welbourn, Mittschiffsmann ist Michael Good, Tester des grössten europ. Segelmagazins «Yacht» und für das Vorschiff ist hier Kevin «Kos» Costin, der die 28er bei uns in Luzern fertiggestellt und mit uns die erste Regatta gesegelt hat, die wir gewonnen haben, obwohl ich den Befehl erhalten habe selber zu steuern, was eine ziemlich Umstellung zur Longtze und Onyx bedeutete.
Ein frühes Rendering der QFX, das Hugh Welbourn während der Arbeit am Boot erstellte
Parallel zum Boot wurde auch gleich ein Trailer entworfen. Das Zugfahrzeug ist ein Cadillac SUV von ca. 5.2m Länge. Das gibt eine Vorstellung von den Ausmassen der QFX
Wir freuen uns über Deine Fragen

Das Thema «Foils» ist für viele noch sehr neu – gerne geben wir Dir unser Wissen und unsere Erfahrung weiter.